Essigsorten, Essig Verwendung und Herstellung

Text: F. M. (Online-Redakteur) / K. K. (Hobbyköchin) / Letzte Aktualisierung: 22.08.2023

Verschiedene Essigsorten
Essigsorten von fruchtig über herb bis würzig - Symbolbild: © Johanna Mühlbauer - stock.adobe. com

Wofür kann man Essig in der Küche und im Haushalt verwenden und wie kann man Essig selber herstellen? Diese und andere Fragen zum Thema Essig beantworten wir auf den folgenden Seiten:

Essig - Ein Alleskönner?

Schon vor 5000 Jahren war die Heilwirkung von Essig in China bekannt, und auch Hippokrates heilte mit der Wirkkraft der Essigsäure. Römische Legionäre tranken täglich Wasser mit einem Schuss Essig gegen den Durst und um mögliche Infektionen abzuwehren und zu bekämpfen. Essig hielt die Menschen gesund und sorgte für eine bessere Nahrungsfettverwertung. Fette wurden nicht im Bauchspeck gespeichert, sondern zu Energie verbrannt. Auch in heutiger Zeit kann er an vielen Stellen dem Körper helfen gesund zu bleiben und "besser drauf zu sein". Doch Essig kann noch mehr! Neben seiner heilenden Wirkung, verfeinert er viele Speisen und einige Sorten können auch im Haushalt verwendet werden.

Essigsorten - Ein Überblick

Die verschiedenen Essigsorten unterscheiden sich in Herstellungsart und genutztem Grundstoff. Es gibt zwei Herstellungsarten: Fermentierung durch Essig-Bakterien und Verdünnung von Essigessenz. Als Grundstoff können beispielsweise Branntwein, Wodka, Traubenwein, Zuckerrohr oder vergorene Kartoffeln genutzt werden. Hier ein Überblick über beliebte und besondere Essigsorten:

Beliebte Essigsorten:

  • Branntweinessig:
    Er wird aus verdünntem Branntwein oder Branntwein-Maische hergestellt und ist sauer ohne eigenes Aroma. Er hat 5% Säureanteil und ist farblos. Man kann Branntweinessig universell einsetzen. Es ist der meistproduzierte Essig in Deutschland.
  • Weinessig:
    Er wird aus rotem oder weißem Traubenwein hergestellt, hat min. 6% Säureanteil und kann Restalkohol enthalten. Weinessig wird zum Verfeinern von Salaten verwendet. In Spanien gibt es den Sherryessig, der aus Sherry hergestellt wird und einen Säuregehalt von 7% hat. In Frankreich wird auch Champagneressig aus Champagner mit einem Säuregehalt von 6-8% hergestellt.
  • Balsamessig:
    Vielen besser bekannt als Balsamico-Essig. Er wird aus eingekochtem Traubensaft hergestellt und ist ursprünglich eine Spezialität aus Norditalien. Dort wird der echte Aceto Balsamico hergestellt.
  • Obstessig / Fruchtessig:
    Er wird wie der Name schon sagt aus Obst hergestellt. Hierfür werden beispielsweise Äpfel, Birnen, Himbeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren, Pflaumen oder Kirschen verwendet. Die Obstessig haben ca. 5% Säuregehalt und haben einen fruchtigen Geschmack. Obstessig eignet sich zum Verfeinern von Salaten.
  • Kräuteressig:
    Hierfür wird Branntwein-, Wein- oder Obstessig als Grundlage verwendet und Kräuter wie Salbei, Estragon oder Knoblauch verwendet.

Besondere Essigsorten:

  • Gemüseessig:
    In Deutschland weniger bekannt sind Gemüseessige. Sie werden zum Beispiel aus Tomaten, Gurken, Möhren, Roter Bete oder Spargel hergestellt und enthalten ca. 5% Säuregehalt.
  • Reisessig:
    Vor allem in asiatischen Ländern, aber immer mehr auch in Europa wird Reisessig genutzt. Hergestellt wird er aus Reis oder Reiswein, enthält 2-4% Säure und ist eher mild im Geschmack. Reisessig wird zum Verfeinern asiatischer Speisen genutzt, vor allem für Sushi.
  • Auch Getreideessig gehört zu den eher ausgefallenen Essigsorten:
    Diese Essigart wird aus Malz, Gerste, Bier oder Biermaische hergestellt. In Skandinavien und england ist der Malzessig sehr beliebt.
  • Molkenessig:
    Das ist eine Schweizer Spezialität aus Molke, die auch in Frankreich und Österreich hergestellt wird. Molkenessig enthält neben Essigsäure auch Milchsäure.
  • Honigessig:
    Diese französische Spezialität wird aus vergorenem Honig oder Met hergestellt, hat 5% Säuregehalt und eine schöne goldene Farbe.

Es gibt zahlreiche Essigsorten. Wir haben hier die bekanntesten Sorten zusammengetragen. Gerne können Sie uns schreiben, wenn Sie noch weitere Essigsorten kennen.

Essig - Herstellung in Industrie und eigener Küche

Für die Essig Herstellung in der Industrie gibt es verschiedene Verfahren. Im Wesentlichen ist es ein Prozess der Essigsäuregewinnung. Als Grundlage werden meist Alkohol oder Verarbeitungswein verwendet. Beim Orléans-Verfahren oder Oberflächenverfahren wird die Ausgangsflüssigkeit mit Essigbakterien geimpft. Die Fermentation findet in offenen Kesseln statt.
Beim Schnellessig- und Spanbildnerverfahren wird die Essigmutter auf dem Trägermaterial "gefesselt" und mit Holzspänen oder Kunststoffkügelchen belegt auf denen sich Bakterien ansiedeln.
Das Submersverfahren ist das schnellste Verfahren. Die Bakterien werden direkt in der Flüssigkeit suspendiert. Die Produktion dauert so nur 24 Stunden. Bei diesem Verfahren behalten die Essige ihre Farben und den Geschmack bei.

Kann man Essig selber machen?

Ja, man kann Essig selber machen! Es gibt zwei Vorgehensweisen - mit und ohne Essigmutter. Am besten schmeckt ein selbstgemachter Essig mit Produkten aus dem eigenen Garten.

  • Essig selber machen mit Essigmutter:
    Eine Essigmutter kann sich in einer Essigflasche bilden, die können diese aber auch in Bioläden oder Drogerien kaufen oder selbst herstellen. Vermischen Sie dafür 150 ml Apfelessig und 150 ml Wasser mit 2 Esslöffeln Zucker in einer sauberen Glasflasche, decken die Öffnung ab und stellen die Flasche für zwei Wochen an einen warmen Ort. Dann sollte sich and er Oberfläche ein schleimiger Belag gebildet haben. Das ist die Essigmutter. Diese Essigmutter können Sie dann mit z.B. 100 ml Apfelwein in ein bauchiges Gefäß geben welches sie mit Küchenpapier und einem Gummi verschließen, so dass Luft rankommt, lagern das Gefäß an einem warmen Ort und schwenken es einmal täglich. Gelegentlich probieren, ob der gewünschte Geschmack erreicht ist. Dann durch ein Tuch in eine Glasflasche gießen. Diesen Essig können Sie dunkel und kühl gelagert 10 Wochen genießen.
  • Essig selber machen ohne Essigmutter:
    Wer Essig mit Früchten oder Kräutern herstellen möchte, sollte es ohne Essigmutter versuchen. Mischen Sie 100 ml Wasser mit 100 ml Wein, 50 ml Essigessenz und 100 g Früchten oder Kräutern. Dieses Gemisch wird eine Woche an einem warmen Ort gelagert. Danach werden Früchte bzw. Kräuter ausgesiebt.

Essig Verwendung
Essig - Verwendung in Küche und Haushalt - Symbolbild: © gelilewa - stock.adobe. com

Essig Verwendung in Küche und Haushalt

Essig ist wie gesagt ein wahrer Alleskönner. Er eignet sich zum Verfeinern verschiedener Gerichte, zum Putzen im Haushalt, aber ist auch gut für die Gesundheit.

Essig Verwendung beim Kochen

Am meisten wird Essig für Salatdressings verwendet. Hier kommen die verschiedensten Sorten zum Einsatz. Sehr beliebt ist Balsamicoessig bei Tomatensalaten. Essig kann aber auch Saucen verfeinern und gekochtes Fleisch zart machen. So wird Essig z.B. für Senfeier oder Süß-Saure Eier sowie Sauerbraten verwendet. Ein Spritzer Essig in Saucen oder Suppen hebt den Geschmack von Fleisch und Gemüse hervor. Es kommt nur auf die richtige Sorte an.

Essig Verwendung im Haushalt z.B. zum Putzen

Aber auch im Haushalt ist Essig sehr nützlich. Mit Essig-Essenz können Sie prima desinfizieren, Fenster putzen und das Kochgeschirr reinigen. Essigessenz eignet sich auch zum Entkalken von Wasserhähnen, Kaffeemaschinen etc. (Mehr zum Thema Hygiene in der Küche) Außerdem kann man aus Essig eine Fruchtfliegenfalle für die Küche basteln. (Apfelessig mit Spülmittel in eine Schale geben) Des Weiteren kann man Essigessenz als Ersatz für Weichspüler nutzen.

Essig für die Gesundheit

Essig für die Psyche
Glücksgefühle werden durch biochemische Vorgänge im Gehirn und Nervengewebe ausgelöst. Damit diese Vorgänge richtig funktionieren, benötigen sie bestimmte Vitalstoffe, die auch für "gute" Nerven oder erholsamen Schlaf nötig sind. Der wichtigste dieser Vitalstoffe ist das Mineral Kalzium, es dient u.a. zur Nervenberuhigung, durch (Magen-)Säure wird es gelöst. Essig erhöht das Glückspotenzial, weckt Glückshormone, indem er die Kalzium-Ionen aktiviert, die in die Nervenzellen alle positiven Stimmungssignale (Freude, Euphorie, Begeisterung) transportieren. Wenn diese Ionen fehlen oder inaktiv bleiben, können Signalreize nicht oder nur noch bedingt übermittelt werden. Essig behebt den Mangel an ionisiertem Kalzium und trägt damit dazu bei, dass depressive Verstimmungen, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Kribbeln in den Gliedmaßen und Muskelschmerzen erheblich gebessert werden. Etwas Essig verteilt auf mehrere Mahlzeiten pro Tag reicht, um alle Zellen mit dem beruhigenden Nerven-Kalzium zu versorgen. Und wer regelmäßig einen Schluck verdünnten Obstessig genießt, hilft seinem Körper - ganz nach dem Motto "sauer macht lustig" - in Konflikt- und Stresssituationen gelassener zu reagieren.

Essig für die Haut / Schönheit
Hier kann er sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet werden: Äußerlich wirkt er entzündungshemmend bei Insektenstichen, Ekzemen und Sonnenbrand; als Essigwasser verdünnt auf die Haut aufgetragen, strafft er sie, indem der leicht saure pH-Wert die Haut vor Austrocknung schützt. Als Badezusatz fördert er die Durchblutung von Haut und Bindegewebe und stimuliert innerlich genommen den Neuaufbau von Haut, Kollagen und Gewebe. Es reicht, wenn man täglich den Mahlzeiten Essig zufügt (im Salat, in Saucen, sauer eingelegtes Gemüse / Obst oder ein Gläschen verdünnten Apfel-/ Obstessig trinkt).

Essig für die Verdauung / Nieren / Blase
Da Essig den Säurewert im Urin erhöht, wirkt das vorbeugend und heilend bei Nieren- und Blasenbeschwerden. Im Darm lindert er Blähungen und Durchfall, regt die Darmtätigkeit an und unterstützt die Aufnahme lebenswichtiger Spurenelemente in Blut und Körperzellen. Essig schafft ein leicht saures Milieu im Verdauungssaft, das damit z.B. den Candida-Albicans-Pilzen im Darm den Nährboden entzieht.

Essig für das Herz-Kreislaufsystem
Durch regelmäßigen Essiggenuss kann man den Blutdruck senken, den Eisen-Status im Körper anheben und damit die Sauerstoffversorgung des Herzens erhöhen. Der Arterienverkalkung wird entgegengewirkt, da die Essigsäure Kristallbildungen an den Arterieninnenwänden auflöst. Das tägliche Gläschen verdünnter Essig oder die Verwendung als Basisgewürz (statt Salz), kann so in annähernd allen Bereichen das Wohlbefinden des Körpers steigern und Krankheiten vorbeugen. Eben ein echter Alleskönner.

Essig lagern

Damit Essig möglichst lange hält sollte er an einem dunklen, kühlen, trockenen Ort gelagert werden. Essigessenz hält sich in der Regel am längsten. Bevor Sie den Essig verwenden sollten Sie sich den Inhalt immer genau anschauen. Ist die Flüssigkeit trüb, ist das nicht schlimm, dann hat sich eine Essigmutter gebildet. Ist Schimmel an der Oberfläche ist der Essig schlecht und Sie sollten ihn entsorgen.

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